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Evangelische Kirche in Fürfeld

Die sehenswerte Weinbaugemeinde Fürfeld im Südwesten Rheinhessens gehörte den jeweiligen Besitzern der Wasserburg Iben. Iben liegt 3 km östlich von Fürfeld in einem lieblichen Tal. Von der Templerkommende sind noch Gebäudereste erhalten, darunter vor allem der kleine Chorraum der ehemaligen Burgkapelle, ein Kleinod gotischer Baukunst mit Kapitellen und Maßwerkfenstern, die mit Reims und Naumburg sowie mit dem Lettner im Mainzer Dom in Verbindung gebracht werden. Ab 1200 waren die Raugrafen, dann die Ritter von Waldeck, die Herren von Kronenberg und später die Schencken von Schmidtburg Besitzer.

Die dem hl. Aegidius geweihte Fürfelder Pfarrkirche diente den Lutheranern seit Einführung der Reformation als Gotteshaus. Dieses Gotteshaus geriet im 17. Jahrhundert immer mehr in Verfall. Die Lutheraner widersetzten sich der Forderung, ein Simultaneum einzuführen, so dass die katholische Herrschaft, die baupflichtig war, die Kirche verfallen ließ. 1774 bis 1776 kam es nach langem Rechtsstreit der beiden Konfessionen zum Bau zweier Kirchen. Die katholische Barockkirche wurde von dem Elsässer Peter Reheis erbaut, Schüler des berühmten Friedrich Joachim Stengel, dem Erbauer der Blieskasteler Schlosskirche. Die Lutheraner bauten an den gotischen Turm eine sehr elegant anmutende helle und heitere Kirche mit Altar, Kanzel und Orgel in großzügigem Prospekt und mit Stuck- und Schnitzwerk sowie einem bäuerlich anmutenden Deckengemälde an. Der festliche, freundliche, hohe Kirchenraum gehört zu den schönsten Barockkirchen in Rheinhessen.

 

Orgel

1776 nach Vollendung der lutherischen Kirche wurde mit dem Orgelmacher Johann Georg Geib aus Saarbrücken ein Vertrag wegen einer neuen Orgel abgeschlossen. Die Arbeit konnte erst 1781 aufgenommen werden, da „ die Viehseuche nahe bis an die Gemeindegrenze gekommen , in größeren Orten fast alles Vieh eingegangen. Geib soll warten, da man nicht weiß, ob der Bauer seinen Beitrag leisten kann.“ Am 11.2.1782 war das Werk endgültig vollendet. Der Bau gleicht den Stumm`schen Werken. Das Pedal steht auf eigener Lade hinter dem Werk. Das Hauptwerk wurde als Oberwerk gebaut und das Positiv auf die Emporenbühne gestellt. Altar, Kanzel und Orgel sind übereinander an der dem Eingang gegenüberliegenden Schmalseite angeordnet. In die Abschlusstür hat der Orgelbauer mit Kreide seinen Namen geschrieben: „Joh. Georg Geib Saarbrück 1781“.

Die Gedackte (Holzpfeifen mit Deckel) haben nach der Bauart von Stumm hinten und vorne Eichen- und an den Seiten Kiefernwände. 1963 restaurierte Oberlinger das Werk. Im Jahre 2003 wurde durch Förster und Nicolaus aus Lich (Oberhessen) das ursprüngliche Werk von Geib mit kurzem Pedal wiederhergestellt. Am 03.09.03 wurde die Orgel durch Prof. Riedel und den Orgelsachverständigen Dr. Balz abgenommen. Besonders die zarten Register klingen wunderschön. Es ist erstaunlich, dass in einer kleinen Dorfkirche im 18. Jahrhundert ein solches Werk realisiert werden konnte.

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