Menu
Menü
X

Evangelische Kirche in Frei-Laubersheim

Ortsgeschichte von Frei-Laubersheim

Frei-Laubersheim wird im Jahre 767 im Lorcher Codex das erste Mal urkundlich erwähnt. Ein Mann namens Wambert hatte eine Schenkung an dieses Kloster getätigt. Der Ursprung des Dorfes ist sicherlich viel älter. Die Dörfer, die mit der Silbe „heim“ enden, sind ja alle während der Merowingerzeit um 500 n. Christus entstanden. Die erste Ansiedlung soll aber in der Nähe des Kappelbrunnens gewesen sein. Auf diese frühe christliche Siedlung deutet der alte Name der heutigen Schulstraße hin, der bis Ende der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts gebräuchlich war, „die Nickelsgaß“. Man spricht im Dialekt Niclas, als Nickel. Aus der frühen fränkischen Zeit stammt auch die Fibel (Gewandspange), in der folgendes Sprachdenkmal zu lesen ist: „Boso ritzte die Runen, Dich Dalina beschenkte er“. Das einzige Runendenkmal, das in ein Schmuckstück geritzt gefunden wurde.

Bis zum Ende des 12. Jahrhundert war der Ort reichsunmittelbar. Im 13. Jahrhundert hatten die Pfalzgrafen zum Rhein hier das Sagen. Im 14. Jahrhundert bekamen die Grafen von Sponheim unseren Ort von den Pfalzgrafen Rudolf II. und Rupprecht I. als Mannslehen verliehen. Vom 15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wechselte mehrmals die Herrschaft, aber die Kurpfalz behielt in der genannten Zeit immer ihren Herrschaftsanteil. Ab 1707 hatten die Pfälzer Kurfürsten den alleinigen Herrschaftsanspruch über Frei-Laubersheim. Nach dem Wiener Kongress kam unser Dorf 1816 zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1949 zu dem neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz.

Frei-Laubersheim war von einer Mauer und einem Graben umgeben. Das letzte Tor wurde 1839 entfernt. Der Seitenbau des Tores stand noch bis Ende des 20. Jahrhunderts. Das älteste Gebäude ist der Wehrturm der Ortsbefestigung, der um 1200 erbaut wurde. Unterhalten wurde dieses Gebäude auch weiterhin von der Gemeinde, die im gesamten 18. Jahrhundert als reformiert geführt wird. Im historischen Ortskern steht das Rathaus: 1603 errichtet – ein Renaissancebau, der das Selbstbewusstsein der freien Einwohner ausstrahlt. Frei-Laubersheim hatte Zollrecht für Wein und Vieh. An diesem Bauwerk steht auch der Prangerstein. Denn seit dem Jahr 1379 hatte Frei-Laubersheim das Gerichtsrecht inne. In der Rathausstraße 16 befindet sich das Haus, das ehemals zum Kloster Altmünster von Mainz gehörte und 1603 erbaut wurde. Dieses Kloster hatte auch etwas Grundbesitz in der Gemarkung. Dieses Haus und das Rathaus sollen als einzige den 30jährigen Krieg, sowie die zwei folgenden Kriege, unbeschadet überstanden haben. In der Rathausstraße befinden sich die Häuser Nr. 1, 1782 von Heinrich Baußmann erbaut. Das Haus Nr. 6 ist 1728 erbaut. Das Haus Nr. 21 wurde 1768 von einem Walboth erbaut. Danach war es die Gastwirtschaft zum Römer. In der Kirchenpforte wurde das Haus Nr. 1 als neues Hofhaus von Tholey nach 1700 erbaut. Das Haus Nr. 4 war das Simmersche Inspektorenhaus. Das Haus Nr. 5 war Kaplanhaus und wurde nach 1720 erbaut, ab 1752 war es dann evangelisches Schulgebäude und Lehrerwohnung. In der Philipp-Wehr-Straße wurde das Haus Nr. 4 um 1705 von Niclas Waller erbaut. Das Haus Nr. 3 wurde mit seinem schönen Fachwerk 1763 errichtet.

Das Haus in der Frohnpforte 7 wurde 1571 erbaut und 1726 mit einem barocken Fachwerk zur Straßenseite wiederaufgebaut. Der Besitzer war wahrscheinlich ein Mann namens Baußmann. In den drei Kriegen, die im 17. Jahrhundert in der Kurpfalz wüteten, waren die Häuser alle schwer beschädigt und erst Anfang des 18. Jahrhunderts wiederaufgebaut worden. Etliche Häuser im historischen Ortsteil haben als erste Bauzeit ein Datum aus dem 16. Jahrhundert, aufgebaut wurden sie dann wieder im 18. Jahrhundert. Am Johannisgarten 1 befindet sich das ehemals evangelische Pfarrhaus, im klassizistischen Stil von 1836 bis 1838 erbaut. Im historischen Ortskern stehen zwei Häuser, aus gehauenem Porphyrstein erbaut. Dies sind die Häuser in der Kirchenpforte 2 und Am Ravengiersberg 1. Beide wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut.

 

Aus der Kirchengeschichte

Frei-Laubersheim besaß eine Kirche aus dem Hochmittelalter. Sie war dem Reichsheiligen Mauritius geweiht. Diese Kirche stand schon, bevor Tholey das Patronatsrecht erhalten hatte, das mit der Pflicht verbunden war, die Gebäude zu unterhalten. Ein älteres frühchristliches Kirchlein soll bei der Ansiedlung am Kappelbrunnen gestanden haben. Es war die sogenannte, schriftlich nicht nachgewiesene Niklaskapelle. Diese Aussage hat sich 1954 beim Bau des Wasserhauses bestätigt. Man fand Reste der Grundmauer. Eine dritte Kirche war die Katharinenkirche, die auf der Höhe nördlich des Dorfrandes stand. Die Grundmauern hat der ortsansässige Lehrer mit der hiesigen Schulklasse ausgegraben. Dieses Kirchlein gehörte zum Kloster St. Katharinen. Die Zisterzienser hatten hier in der Gemarkung und im Dorf auch Besitz. Diese Kirche soll es aber schon vor dem 30jährigen Krieg nicht mehr gegeben haben.

Im Jahre 1556, kurz vor dem Tode von Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz, gab es hier im Dorf schon eine Schule der reformierten Gemeinde. Eine sogenannte Trivialschule, in der auch jeder das Lesen lernen konnte, um selbst in der Bibel lesen zu können. Nachgewiesen ist, dass Kurfürst Ottheinrich bei seinem Regierungsantritt 1556 in der gesamten Kurpfalz die lutherische Religion eingeführt hat. Im Jahre 1559, bei Amtsantritt des neuen Kurfürst Friedrich III., wurden die Einwohner reformiert. Ab 1600 hatte der Kurfürst der Pfalz der Abtei Tholey das Recht genommen, den Zehnten einzuziehen. Das Hofgut wurde dann im gesamten 17. Jahrhundert protestantisch verwaltet. Im Jahre 1689, mit dem Amtsantritt von Johann Wilhelm, aus einer konvertierten Linie der Wittelsbacher, bekam Tholey das Recht auf den Zehnten wieder zurück.

Der Pflicht der Instandhaltung der kirchlichen Gebäude nachzugehen ist Tholey nicht mehr nachgekommen. Die Einwohner blieben alle bei ihrem Glauben, sieht man von vier Personen ab, die in den Jahren nach 1700 zugezogen waren. Die Kirche wurde mit den Jahren baufällig und musste 1790 abgerissen werden. Am 17. September 1791 war die Grundsteinlegung für die neue Kirche. Nach mündlichen Überlieferungen soll Tholey den Chor und das Kirchenschiff die Zivilgemeinde gebaut haben. Der katholische Geistliche Pfarrer Burger hat in einer Notiz bestätigt, dass Tholey den Chor schon im Jahr 1755 gebaut hat. Diese Kirche galt als Simultankirche. Warum das Schiff angebaut wurde ist nicht bekannt. Diese Kirche war nicht dem Hl. Mauritius geweiht. Bei der Fertigstellung im Jahre 1796 galten französische Gesetze, das heiß, dass die Kirche nicht im Besitz der römischen Kirche stand, aber die Gottesdienste in der Kirche abgehalten werden durften. Die Kirche wurde am 18. September 1796 eingeweiht. Der alte Ortsturm ist weiterhin als Kirchturm benannt, dieser blieb stehen, da die reformierte Gemeinde im gesamten 18. Jahrhundert den Kirchturm unterhalten hat. Bis ca. 1800 konnte man die reformierte Gemeinde und die Zivilgemeinde gleichsetzen. 1844 erhielt die Kirche eine Orgel. Es handelt sich um eine Dreymannorgel. Das nötige Geld kam durch Sammlung in der Gemeinde zusammen. Eine großzügige Orgel mit vielen Registern. Auf der ganzen Empore gab es Sitzbänke. Im Kirchenschiff gab es auch Sitzbänke an der Seitenwand, gegenüber der Kanzel.

Zur Auflösung des Simultanverhältnisses kam es 1968/69 auf Betreiben des evangelischen Kirchenvorstands und des Pfarrers. Auf dem Garten des evangelischen Pfarrhauses ist dann die neue Kirche errichtet worden. Es ist wieder ein Rundbau mit sieben Ecken und einem integrierten Glockenturm. Am 8. November 1970 wurde dieser Kirchenbau eingeweiht. Auch diesmal wurde für diese Orgel in der Gemeinde gesammelt. Renovierungsarbeiten am Dach der Kirche lösten 1983 einen Brand aus. Die Orgel war danach nicht mehr in Stand zu setzen. Andreas Ott aus Bensheim baute 1985 eine neue Orgel in die Kirche ein, die sehr bescheiden ausgestattet ist. Die alte Bibel, die auf dem Altartisch lag, hat der Kirchenvorstand Philipp Heinz Görtz aus der brennenden Kirche gerettet. Diese ist heute als Leihgabe im Dorfmuseum zu sehen.

Autorin: Roswitha Partenheimer

top